Die kleine Propellermaschine von DiviDivi Air
bringt uns in einer halben Stunde von Aruba nach Curacao.
Da jede der drei Inseln mittlerweile eigenständig ist, geht es auch hier nicht ohne Formalitäten, wie Ausreisen und Einreisen.
Als sich 2010 der Landesverband der Niederländischen Antillen auflöste, wurde Curacao ein eigenständiges Bundesland innerhalb des Königreichs der Niederlande. Die Insel gehört jedoch weder zu Europäischen Union noch zum Schengen-Raum. Irritierenderweise haben die Bürger Curacaos die niederländische Staatsbürgerschaft und sind somit auch EU-Bürger.
Amtssprachen sind Niederländisch und Papiamento, Zahlungsmittel ist der Antillen-Gulden, aber der US-Dollar wir ebenso akzeptiert. Nur an den Parkuhren kann man ausschließlich mit einheimischen Münzen bezahlen, schon gar nicht mit Kreditkarte.
Etwa 85% der Bevölkerung Curacaos sind Nachkommen ehemaliger Sklaven afrikanischer Abstammung, was im Straßenbild deutlich zu sehen ist.
Curacao ist nicht einmal halb so groß wie Rügen (70 EW/km²), hat jedoch das Fünffache an Einwohnern, also 340 EW/km². Damit ist Curacao trotzdem nur etwas mehr als halb so stark besiedelt wie Aruba (605 EW/km²).
Im Jahre 2011 hatte Curacao 150.000 Einwohner und es besuchten etwa 300.000 Touristen jährlich die Insel.
Heute hat Curacao unwesentlich mehr Einwohner, die Zahl der Touristen ist jedoch auf knapp 500.000 gestiegen, außerdem kommen etwa 900.000 Kreuzfahrttouristen hinzu.
Somit sind die Straßen gut gefüllt. Der Nahverkehr ist nicht besonders ausgebaut und so sind wir mit einem Leihwagen besser bedient. Allerdings wird hier nicht so rücksichtsvoll gefahren wie auf Aruba.
Es gibt kaum Kreisverkehr, dafür viele Ampeln und natürlich die allgegenwärtigen toten Polizisten.
Um die vielen Menschen unterzubringen, wird gebaut, gebaut, gebaut. Auf Curacao wird der Fokus jedoch auf Reduzierung des Energieverbrauchs sowie die Einführung energieeffizienter Gebäudestandards gelegt.
So sind besonders viele Gated Communities mit strengem Einlassposten entstanden.
Und das geht ganz modern, mit QR-Code. Zu unserer Verwunderung braucht man den auch beim Verlassen des Geländes.
In diesen sehr gepflegten Resorts gibt es Unterkünfte für Einheimische wie auch Touristen, oft mit Golfplatz
und Kunstwerken.
Die Häuser bleiben jedoch vorwiegend ein- bis zweistöckig.
Bettenburgen wie auf Aruba gibt es hier nicht. Ein sehr angenehmes wohnen.
Beim Landeanflug können wir Bullenbaai, das Öl-Terminal Curacaos, von oben sehen. Es sieht ziemlich verlassen aus.
Auch in Willemstad können wir kein einziges Flämmchen in der Ölraffinerie erblicken. Die Ölanlage erwirtschaftete 2018 nur noch 5% des Bruttosozialproduktes von Curacao und stellte 2020 den Raffinerie-Betrieb mangels Belieferung aus Venezuela ein.
Im Stadtteil Punda, der Hochburg der bunten Häuser im Kolonialstil, zeugen die aufwendigen Bauten der Handelskade vom Reichtum des Handelspostens der Niederländischen Westindien-Kompanie.
Leider werden diese bunten Häuser abends nicht mehr angestrahlt, nur noch von Lichtbändern umrahmt.
Seit der Wirtschaftskrise und den Unruhen in Venezuela kommen kaum noch Händler von dort, um hier Obst, Gemüse und frischen Fisch anzubieten. So besteht auch der Floating Market nur noch aus wenigen Ständen mit Souvenirs sowie und ein Paar Fisch-, Obst- und Gemüseständen lokaler Anbieter.
Auch die Plasa Bieu scheint in jedem Reiseführer zu stehen. Wo wir vor 14 Jahren unter Einheimischen saßen, sind heute vorwiegend Touristen an den Ständen, besonders an den beiden neben dem Eingang.
Das Fort Amsterdam wird als Sitz der Regierung von Curaçao genutzt. Außerdem kann man im Fort die Wohnung des Gouverneurs besichtigen.
Tagsüber scheint die Stadt ziemlich leer zu sein. Es wirkt wie eine sterbende Innenstadt mit etlichen geschlossenen Shops, Cafes und Restaurants.
Abends will man natürlich gesehen werden und zieht durch die angesagten Cafes in exponierter Lage, besonders gern in Pietermaai.
Selbst in diesem angesagten Viertel sind etliche Gebäude mehr als nur renovierungsbedürftig.
Und hier haben sich Künstler angesiedelt, die oft auch einen Blick in ihre Werkstatt erlauben.