F, Normandie

Ursprünglich war die Insel Mont Saint Michel nur bei Niedrigwasser zu erreichen. Um 1879 wurde dann ein Damm fertig gestellt, der die Insel gezeitenunabhängig mit dem Festland verband.
Der Bau des Dammes unterbrach jedoch die natürlichen Meeresströmungen und führte zu stetiger Versandung der Bucht. Die Kanalisierung des Flusses Couesnon verstärkte diese Entwicklung, so dass der Inselcharakter von Mont Saint-Michel immer mehr verloren ging.
2014 wurde die einen Kilometer lange Stelzenbrücke 'Jetée du Mont Saint Michel' eröffnet.

Zu diesem Projekt gehört auch ein Wehr an der Mündung des Flusses Couesnon. Bei Flut fließt eine Menge Meerwasser in das Flussbett und bei Höchststand wird das Wehr geschlossen. Bei Ebbe wird das Wehr dann geöffnet, so dass eingetragene Sedimente wieder aus der Bucht herausgetragen werden können.
Nach etwa zehn Jahren soll die Wassertiefe in der Bucht damit rund 70 Zentimeter betragen und der Berg wieder eine richtige Insel werden.
Der Gezeitenstrom kommt vom Atlantik und stößt gegen die Halbinsel Cotentin, an deren Küste er bricht, bevor er in die Bucht gelangt, die eine Art Sackgasse bildet. So wurden am Tag nach der Sonnenfinsternis vom März 2015 sogar Teile der neuen Stegbrücke überflutet.

Somit ist auch heute eine Wattwanderung auf eigene Faust wegen des enormen Tidenhubes und der schnell kommenden Flut immer noch gefährlich. 
Wahrscheinlich haben das zwei Wanderer nicht bedacht. Sie mussten per Hubschrauber gerettet und vor den Toren des Felsens abgesetzt werden.

Bei dem großen Tidenunterschied von bis zu 10 Metern fallen sämtliche Boote in Küstennähe trocken. 
Damit Kielboote nicht umfallen, benötigen sie Wattstützen. Deshalb kommen hier vorwiegend Plattbodenschiffe zum Einsatz.

Die Fischereischiffe der Coopérative Maritime in Le Vivier-sur-Mer haben zusätzlich noch Räder und können so bei jedem Wasserstand über eine Schräge direkt in die Halle fahren, um Austern und anderen Meeresfrüchte zu entladen.

Die Küstenstraße führt uns zum Pointe du Grouin in Cancale mit der zerklüfteten Landspitze und dem Bunker aus dem
2. Weltkrieg. Wir haben einen schönen Blick auf den Ärmelkanal und das Vogelschutzgebiet Île des Landes.
Auch hier ist nur Zeit für eine kurze, aber schöne Wanderung.
Der Großsegler erfreut unser Auge, leider ohne Identifikation, keine Flagge, kein Name, kein Heimathafen, etwa Piraten?

Der historische Stadtkern Saint-Malos wird von drei Seiten vom Wasser umspült. Ab 1142 begann der Bau einer mächtigen Wehrmauer, die der Stadt lange Zeit Sicherheit und Unabhängigkeit gab.
Die Bewohner Saint-Malos gelangten durch Fischfang und Handel zu Wohlstand. Seine berüchtigten Korsaren waren besonders bei holländischen und englischen Handelsschiffen gefürchtet, was Saint-Malo den Namen 'Stadt der Seeräuber' einbrachte.
Sie ist außerdem der Geburtsort des legendären Seefahrers Jacques Cartier sowie des Kaperers Robert Surcouf.

Obwohl im August 1944 die Innenstadt von Saint-Malo zu etwa 85 Prozent durch anglo-amerikanische Bomben zerstört wurde, kann man heute durch die originalgetreu wieder aufgebaute historische Altstadt spazieren.
Sie macht etwa 20 % der Gesamtfläche der Stadt aus, ist jedoch bewohnt, und somit gibt es hier echtes Leben trotz der vielen Touristen. Ganz anders als in Mont St. Michel.

Diese alte Fischhalle wird leider nicht mehr genutzt. Bemerkenswert ist das Dach in Form eines umgestürzten Bootes.
Manchmal bieten jedoch Künstler hier ihre Werke an.

Die Stadtmauer kann man kostenlos erklimmen und die gesamte Altstadt darauf umrunden, super.

Das innere 'Bassin' ist durch Schleusen vom Meer getrennt und damit unabhängig vom Tidenhub, nur sind die Boote groß und die Schleusen klein.


Wir fragen uns, wie diese gewaltigen Segler und Motorboote unter der Brücke durchkommen. Die Lösung ist ganz einfach: die Brücke wird samt Straße zur Seite gefahren, sehr interessant.

Außerhalb der 'Bassins' offenbaren die steilen Stege bei Ebbe den enormen Tidenhub.


Das Gezeiten Kraftwerk von Saint-Malo wurde 1966 an der Mündung des Flusses Rance gebaut, da der Atlantik an dieser Stelle einen Tidenhub von bis zu 14  Metern aufweist. Es gilt als als einzigartiges Ingenieurbauwerk.
Jedoch gibt es nicht viel zu sehen.
Aber das Bauwerk veränderte das Ökosystem der Rance-Mündung. Sie verlandete und der Tidenhub sank auf sieben bis acht Meter. Auch der Salzgehalt des Wassers nahm merklich ab, wodurch Salzwasserfische wie z.B. Schollen ganz verschwunden sind und sich Brack- und Süßwasserfische vermehrten.
Am Strand von Saint-Cast-le-Guildo (Grande Plage) müssen unbedingt Muscheln gesammelt werden.

Weiter geht es zum Pointe de L'Isle. Hier steht eine alte Kanone mit merkwürdiger deutscher Inschrift, wie 'ein Wicht
von 300 kg' oder 'man kann das Loch am Hinterteil sehen'. Da war wohl der Vorläufer des Google-Übersetzters am Wirken.

Im Dunst sind sogar das Cap Frehel und das Fort la Latte, eine Sandsteinburg mit Mauern, Verliesen und Türmen aus dem 14. Jahrhundert zu erkennen.  

Menu-off-canvas