Bevor wir weiter Richtung Porto aufbrechen, wollen wir noch die Cartuxa Santa Maria, eine ehemalige Klosteranlage des Kartäuserordens besichtigen. Die Kartause wurde bis 2011 von den Mönchen bewohnt und ist heute der Öffentlichkeit zugänglich.
Wir kommen jedoch nicht einmal in die Nähe des Eingangs, eine lange Schlange wartet auf Einlass. Wir verzichten großzügig und brausen weiter.
Auch heute entsagen wir der Autobahn und fahren durch Kulturlandschaften mit diversen Plantagen, wie z.B. Mandeln,
Feigenkaktus und auch Pinie.
Die dürreresistente Pinie (Pinus pinea) oder auch Schirm-Kiefer wird zwischen 200 und 250 Jahre alt. Ein Baum kann bis zu
60 Kilogramm Samen, die begehrten Pinienkerne, liefern, die leeren Zapfen sind ein sehr gefragtes Brennmaterial. Außerdem wird die Pinie gern zur Beschattung und Begrünung von Zelt- und Rastplätzen genutzt.
In Coruche pausieren wir. Welche Überraschung, direkt neben dem Parkplatz befinden sich die Stierkampfarena und das Plakat mit der Werbung für heute 16:00 Uhr.
Da müssen wir unbedingt hin. Zum spanischen Stierkampf waren wir bereits in Sevilla. Nun wollen wir uns auch das portugiesischen Pendant ansehen.
Auch in Portugal werden dem Stier mehrere Pfeile mit Widerhaken (Bandarilhas) im Schulterbereich versetzt. Dann treten acht Forcados (Bezwinger) ohne jegliche Waffe direkt als Reihe gegen den Stier an (Pega). Der erste springt dem anstürmenden Stier auf den Kopf und packt ihn bei den Hörnern. Die anderen Männer müssen das Tier mit reiner Muskelkraft an dessen Kopf und Schwanz zum Stehen und auf den Boden bringen. Diese umstrittene Tradition lebt vor allen Dingen nördlich des Flusses Tejo und östlich von Lissabon. Hier findet man in jeder Gemeinde eine Stierkampfarena.
Die Portugiesen nehmen für sich in Anspruch, ihr Stierkampf sei die Humanere. Allerdings ist nur die französische Version der Camargue, bei der der Stier niemals verletzt wird, wirklich human.
Auf der Suche nach Karten erfahren wir, dass die Cavaleiro wegen des gestrigen schweren Unwetters auf den 14. Mai verschoben ist. So lange können wir leider nicht warten.
Heute wird endlich die Maskenpflicht aufgehoben, nur noch die Angestellten in Hotels und Restaurants müssen Masken tragen, wir nicht. Herrlich!
In Tomar bildet der Platz Praca da Republica mit der Johannes dem Täufer gewidmeten Kirche Igreja Matriz dedicada a Sao Joao Baptista das Zentrum der Stadt.
Ein interessantes Zeugnis der hebräischen Religion ist die alte Synagoge aus dem fünfzehnten Jahrhundert.
Bemerkenswert sind die Nischen in der Wand, in denen Tonkrüge angebracht waren, um die Akustik des Raums zu verbessern.
Wir schlendern durch den Seven Hills Park
und laufen am Wahrzeichen Tomars, der historischen Wassermühle, vorbei.
Das absolute Highlight von Tomar ist hingegen das monumentale Bauwerk des Convento de Cristo, die Templer-Burg.
Die 1162 von Tempelrittern auf den Überresten einer römischen Kultstätte gegründete ehemalige Wehr-Klosteranlage war die modernste und fortschrittlichste Militäranlage des Königreichs.
Der Templerorden wurde jedoch im Jahre 1314 verboten und aufgelöst. 1319 wurde ein neuer Orden, der Christusritterorden, gegründet. An ihn gingen sämtliche Besitzungen und Privilegien des Templerordens über. Auch die Mitglieder waren mit denen des verbotenen Ordens identisch. Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal waren die Kreuze, die krummlinigen Balken des Templerkreuzes und die geraden Balken des Christusritterkreuzes. Das so genannte 'Janela do Capitulo' (Fenster des Kapitelhauses), vereint das Kreuz des Christusordens, Tauwerk, Korallen und pflanzliche Motive.
Insgesamt gibt es acht Kreuzgänge in der Anlage, im zweigeschossigen Kreuzgang mit dem prächtigem Barockbrunnen
sind die Stockwerke durch elegante Wendeltreppen an den Ecken des Kreuzgangs verbunden.
Im 15. Jahrhundert lebte Heinrich der Seefahrer bis zu seinem Tode auf der Burg, denn er war der Meister und Verwalter des Ordens. Dieser weltliche Großmeister machte aus den Rittern Seefahrer, die auf ihren Entdeckungsreisen das portugiesische Königreich vergrößern und den christlichen Glauben in der Welt verbreiten sollten. Aus diesem Grund trugen die Segel der Karavellen auch das Kreuz der Christusritter. So gehörten einige der größten Entdecker diesem Orden an: Cabral, Magalhaes, Vasco da Gama.
Das Kernstück der Klosteranlage ist dennoch die alte Rundkirche, Charola oder Rotunde, die nach dem Vorbild der Grabeskirche in Jerusalem gebaut wurde.
Von außen betrachtet handelt es sich um ein 16-seitiges Polygon mit starkem Strebwerk, Rundfenstern und Glockenturm.
Den Innenraum bildet ein Achteck, das durch Bögen mit der Empore verbunden ist.
Der Anblick ist schon überwältigend.
Vielleicht hilft diese Fotogalerie unseren faszinierenden Eindruck etwas zu verstärken.
Im Jahre 1983 erklärte die UNESCO die Templerburg und das Christusritterkloster von Tomar als ein einzigartiges Juwel in der Geschichte des Abendlandes zum Weltkulturerbe der Menschheit.
Auch in den Straßen Tomars ist das Christusritterkreuz sehr häufig anzutreffen.