Mit dem nagelneuen Nissan X-Trail 4WD, nur gefahrene 16 Kilometer, fahren wir die nicht besonders interessante Straße Richtung Norden. Wir sehen ein paar Nandus, sogar mit Küken, Flamingos und natürlich die stets gegenwärtigen Magellangänse.
Nach langweiligen 250 Kilometern begrüßt uns in Puerto Natales die Figur des Milodon, eines vor etwa 10.000 Jahren ausgestorbenen südamerikanischen Riesenfaultieres.
Mächtig hungrig stoppen wir am Hotel-Museum 'The Singular' und bestaunen die Anlage mit dem Museum der alten Fleischfabrik.
Rudolph Stubenrauch errichtete hier 1896 die erste Fabrik zur Verarbeitung von Schaffleisch, Fellen und Wolle. Sie wurde kontinuierlich erweitert und es entstanden neben dem Schlachthaus diverse Gebäude zur Trocknung der Tierhäute, Gerberei, Wollpresse und Fettverarbeitung. In den großen Kühlhäusern konnten über 850.000 Tonnen Fleisch gekühlt und gelagert werden. Die Absorptionsanlage, die auf bis zu -20°C kühlen konnte, benötigte eine Menge Energie, dementsprechend groß war der Maschinenraum.
Bereits 1915 war der Industriekomplex der modernste in ganz Südamerika. In den besten Zeiten wurden hier 150.000 bis 250.000 Schafe jährlich verarbeitete und die Produkte vom Pier direkt vor der Haustür auf Kühlschiffen nach Europa verschifft.
Seit den 1990er Jahren lief das Geschäft jedoch nicht mehr. Der Betrieb mit den Maschinen im Viktorianischen Stil wurde geschlossen und 1996 zum historischen Denkmal erklärt.
Das Werk wurde entkernt, wobei die alten Backsteinwände erhalten blieben, und zu einem Hotel mit integriertem Museum umgestaltet.
Sehr unscheinbar ist der Eingang durch die Remise zur Reception des 4-Sterne-Hotels.
Die Standseilbahn, die aussieht wie eine Telefonzelle, bringt uns eine Etage tiefer in das eigentliche Museums Hotel.
Zu den Hotelzimmern kommt man nur durch die Maschinenhalle, das preisgekröntem Restaurant und die Bar mit dem offenen Kamin befinden sich in der ehemaligen Gerberei. Die bequemen Sofas und Lederstühle scheinen direkt aus dem Antiquitätenladen zu stammen,
und überall Gegenstände, Nippes und Fotos aus der alten Fabrik. Es ist toll zurecht gemacht, ein großes Lob an Architekten und Innenausstatter.
Der im vorigen Jahrhundert ausgesetzte nordamerikanische Lachs fühlt sich offensichtlich auch in diesen Gewässern wohl, hat sich gut vermehrt, wird nun reichlich gefischt und ist frisch geräuchert eine wohlschmeckende Delikatesse.
Gut gestärkt geht die Fahrt weiter zum Nationalpark Torres del Paine. Die Straße zum Park ist jedoch gesperrt, große Verwirrung, nicht nur bei uns. Schilder gibt es keine, sieht man doch, dass hier nichts geht. Navi befragen, fünf Kilometer zurück und dann 80 Kilometer kurvenreiche Staubpiste, die ohne 4WD nur schwer zu bewältigen wäre.
Die Sonne scheint und das Bergpanorama wird immer schöner.
Und manchmal lugt sogar ein Gletscher hervor, denn große Teile des Nationalparks 'Türme des blauen Himmels' mit seinen bis zu 3000 Meter hohen Bergen, Gletschern, Fjorden und riesigen Seen sind vergletschert.
Kurz vor 21:00 Uhr erreichen wir endlich unser Hotel und haben den super Blick
und Hunger. Das Hotel ist sehr schön und macht so ein bißchen auf Öko, nur die Verpflegung erinnert mehr an Fast Food. Wir haben die Wahl: Sandwich oder Burger, einziger Unterschied - warm oder kalt.
Der Nationalpark zählt zu den schönsten Wandergebieten der Welt und mehrtägige Wanderungen sind das highlight. Wir verzichten gern darauf, Campingausrüstung samt Kochutensilien, Kleidung und Essen für 6 Tage täglich 20 bis 25 Kilometer auf unseren Schultern durch die Gegend zu schleppen. Draußen Übernachten bei unberechenbarem Wetter wie Regen, Sturm und Nebel sowie eiskalte Nächte im Zelt sind ebenfalls nichts mehr für uns. Dafür sind wir bereits zu sehr Weicheier und lieben eine heiße Dusche und warmes Kuschelbett im Hotel.
Fast vom Bett aus haben wir beeindruckendes Naturkino.
Der Wecker klingelt um 4:45 Uhr, wir wollen den Sonnenaufgang erleben, denn der ist wirklich sehenswert.
Am Eingang des Torres del Paine National Parkes kann man in chilenischen Peso (1 EUR = 750 CLP) oder EUR bezahlen. Der Umtauschkurs ist jedoch unverschämt (1 EUR = 500 CLP). Trotz Kopie muss die Passnummer noch zwei Mal auf dem Eintrittsformular angegeben werden.
Wir sind das einzige Auto und müssen Slalom am Parkeingang fahren, wie früher an der Grenze. Von sehr unfreundlichen Polizisten werden wir gleich neben dem Ticketschalter kontrolliert: Eintrittskarte, Fahrerlaubnis, Auto-Papiere und noch einmal Pass zeigen.
Und immer wieder treffen wir große Gruppen der Chimango-Karakaras, bis zu 20 Vögel sitzen gemeinsam und warten, worauf können wir allerdings nicht entdecken.
Wir wandern bei traumhaftem Wetter durch unvergleichliche Natur vorbei am Salto Grande
und laufen weiter bis zum Mirador Cuernos. Dort werden wir vom lauten Donnern der Schneelawinen begrüßt, die sich durch die Sonne gelöst haben.
Auf dem Weg dorthin unendlich viel Wasser, atemberaubende Panoramen mit schneebedeckten Bergen und jede Menge blühende Blumen, sogar Orchideen.