COK, Rarotonga bis Aitutaki

Wir ziehen auf die andere Seite der Insel nach Vaimaanga um. Enttäuschung - es ist nicht das Mango Cottage, was wir meinten gebucht zu haben.


Keine Waschmaschine, kein Herd, kein Tisch und draußen zwar zwei Biergartengarnituren, aber total unbequem. Die Überdachung nutzt gar nichts, denn sie ist mit durchsichtiger Wellplaste gedeckt. Da staut sich die Hitze auf dem schwarzen Bankireifußboden perfekt, und das fensterlosen Bad heizt sich mit diesem unpassenden Dach auf geschätzte 50 bis 60 °C auf. Vorsicht, nicht den Hintern an der heißen Klobrille verbrennen. Hier kann Dieter Abhilfe schaffen, er belegt das Dach mit Palmwedeln und es wird spürbar angenehmer im Klo.
Statt des Herdes bekommen wir einen elektrischen Grilltopf. Geht auch, da wir meist unsere 'Touristenpfanne' zubereiten. Beim Abnehmen des heißen Glasdeckels zerplatzt derselbe mit lautem Knall in tausende Scherben. Ich bin von Kopf bis Fuß mit winzigen Scherben bestäubt. Den Deckelgriff fest in der Hand bleibe ich noch eine Weile ganz still stehen und prüfe, ob irgendwo etwas weh tut. Alles o.k., nur essen kann man das nicht mehr! Schade, diese Arbeit ist umsonst.


Verletzungen haben wir keine davon getragen, nur hunderte winzige Schrammen, dort wo die Glassplitter die Haut getroffen haben. Sämtliche Splitter im Haus zu entfernen dauert doch etwas länger und als verspätetes Abendbrot muss heute Brot mit Butter reichen.
In der Nacht gibt es Gewitter mit Starkregen wie wir ihn noch nie erlebt haben, Sicht = Null. Leider ist das Cottage nicht gewitterdicht, das Wasser läuft in Strömen innen am Fenster herunter und breitet sich sofort seeartig auf dem Fußboden aus. Da hilft nur noch wischen, wischen, wischen. Es ist eine anstrengende Nacht.
In Avarua soll unser Visum auf drei Monate verlängert werden. Nachdem wir unsere Angaben selbst in den Rechner eingetragen, die NZ$ 70 p.P. bezahlt haben und die Pässe kopiert sind, erwarte ich den Stempel. Aber nein, auch diese Beamten sind wie Beamte überall: unfreundlich und gaaaanz langsam! Die Pässe bleiben dort, stempeln dauert schließlich drei Tage. Natürlich sind die Pässe am Dienstag noch nicht abgestempelt. Aber wir dürfen ins Allerheiligste, zu den Beamten direkt ins Büro. Und nun bekommen wir unsere Pässe sogar mit Stempel ausgehändigt.
Dieter wird von Koliken geplagt, also ab ins Krankenhaus. Es gibt keine niedergelassenen Ärzte auf Cook Islands und die beiden einzigen Ärzte arbeiten im Krankenhaus, ein Besuch für 'outdoor patients' kostet NZ$ 20. Entzündung der Bauchspeicheldrüse stellt der Doktor fest. Wir stoppen sämtliche Vorbereitungen für den Rest unserer Reise. Eventuell müssen wir hier abbrechen, jedenfalls muss Dieter erst Mal ruhen. Damit entfällt auch die geplante Wanderung quer über die Insel an der Needle vorbei. Nun haben wir genug ungeplante Abenteuer!
Mit dem Clockwise Inselbus fahren wir zum Flughafen. Allerdings Hand heben nicht vergessen, sonst fährt er vorbei. Noch einen letzten Blick aus dem Fenster bei der 'Inselrundfahrt' und dann geht es nach Aitutaki, wo Pira auf uns wartet.


Aitutaki begrüßt uns mit Regen und Sturm, beim Landen werden wir kräftig durchgeschüttelt. Pira überrascht uns mit Leis aus echten Blüten. Ach, diesen Duft habe ich vermisst.


Es soll der heißeste Sommer seit 50 Jahren sein. So haben wir statt 30 bis 32°C nun 33 bis 36°C. Damit die Luft sich abkühlen kann, muss es dementsprechend häufig regnen. Obwohl der Regen auf Aitutaki angeblich nie länger als zwei Tage durchhält, regnet es in diesem Jahr bereits seit fünf Tagen und Nächten ununterbrochen. Was soll's, das Wetter können wir nicht beeinflussen. Selbst der Inselpolizist fährt bei dieser Schwüle im modischen Rippunterhemd durch die Gegend. Wozu Uniform tragen, ihn kennt schließlich jeder der 2.000 Einwohner.
Natürlich ist der viele Regen prädestiniert für tolle Regenbögen.


Und abends bieten die Regenwolken ein prachtvolles Schauspiel.


Im Krankenhaus werden Dieters Blutwerte noch einmal kontrolliert. Alles wieder gut, nur Dieter soll bitte nicht mehr so große Mengen an hochprozentigem Schnaps zu sich nehmen. Natürlich muss ich lachen, denn wir haben seit Wochen keinen Alkohol getrunken. Außerdem müsste es mir doch schlecht gehen, denn Dieter ist viel umsichtiger mit Alkohol als ich. Nun können wir den Rest der Reise getrost buchen.
In Piras Unit haben wir vom Balkon den super Blick auf die türkise Lagune.


Wir essen auf dem schönen Balkon und unter uns tobt der Kampf um die Speisereste. Ameisen, Hühner und andere Vögel, sogar Katzen beteiligen sich. Eine Biotonne braucht man hier nicht, es geht alles über die Brüstung und wird erstaunlich schnell vernichtet. Das dürfen wir uns für zu Hause nicht angewöhnen!


Pira stellt uns für die gesamte Zeit ihr altes Moped zur Verfügung. Leider geht nicht jeder Gast vorsichtig damit um. Weil kein Benzin im Tank war, hat ein Gast den Anlasser durchgeschmort, der Schalthebel ist mit roher Gewalt verbogen. Dieter repariert so gut es geht, Kette spannen, Luft aufpumpen und dann kann es losgehen.
Na, ja, das mit Luft hat noch nicht wirklich funktioniert. Die einzige Möglichkeit ist, jeden zweiten Tag zur Tankstelle fahren und Luft aufpumpen. Immer ein guter Vorwand um Eis zu essen.


Und das Getriebe ist gewöhnungsbedürftig: Beim Vorwärtsschalten geht es immer im Kreis 0-1-2-3-4-0. Rückwärts in umgekehrter Reihenfolge. Eine Kupplung gibt es nicht.
Zu Weihnachten veranstalten die Dörfler abwechselnd ein Fest mit Tanzvorführung, Gesang und Essen.


Die Akteure und auch die Zuschauer werden mit Bonbonketten behängt. Bei jeder Vorführung wird Geld gesammelt, welches dem veranstaltenden Dorf zugute kommt, für Straßenbeleuchtung oder Mülltonnen oder Gemeindehaus oder, oder, oder.
Bei so viel Lebensfreude ist besinnliches Weihnachten an uns vorüber gegangen.
Unser Mitbringsel für Piras neunjährigen Sohn Jericho, Gummibären und UNO, kommen sehr gut an. Das wären die schmackhaftesten Gummibären seines Lebens und natürlich müssen wir nun jeden Abend mit ihm UNO spielen.
Silvester ist fast ein Tag wie jeder andere. Zwar ohne Knallerei oder Brimbamborium, dafür sind sämtliche Läden gleich drei Tage geschlossen. Und das neue Jahr wird mit Gesang und Tanz begrüßt, es geht von Dorf zu Dorf über die gesamte Insel. Begonnen wird um 9:00 Uhr morgens und hört auf, wenn die Insel umrundet ist. Wir bewundern die Tänzer und ihre Kondition und halten selbst nur bis zum vierten Dorf durch, denn einen Sonnenbrand wollen wir nicht riskieren.

Selbstverständlich werden wir gebeten, auch von den Speisen zu nehmen. Das sei eben Gastfreundschaft auf Cook Islands. Aber da sieht man auch, warum wir so aussehen wie wir aussehen. Es schmeckt uns hervorragend, aber in jedem Dorf diese Unmengen an Essen sich einzuverleiben, bekommen wir einfach nicht hin.
Pira, Liana und Jericho fahren bis Anfang Februar in den Urlaub und lassen uns hier nach Gutdünken herum wirtschaften.

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