Wegen Starkgewitter über Chicago erreichen wir Denver mit leichter Verspätung.
Der nette Herr von ALAMO überzeugt uns, einen 4x4 Dodge Journey zu nehmen, statt des von uns gebuchten Minivans. Somit haben wir nun eine große Liegefläche für evtl. Übernachtungen im Auto.
Es ist der Abend vor 09/11 und sämtliche Hotels ausgebucht. Nach etwa einer Stunde suchen finden wir als letzte Chance ein etwas herunter gekommenes Motel8 für $120.
Am nächsten Morgen erwachen wir bei Regen und 5°C. Die Rockies haben wir immer noch nicht gesehen, nicht einmal ahnen kann man sie, die Schneewolken hängen einfach zu tief. Und das Anfang September.
Wir kaufen im Bass Pro Shops, wow, was für ein Teil !, selbst aufblasbare Matten.
Weiter Richtung Norden, denn nach 6 Tagen NY haben wir erst einmal genug Stadt gehabt, somit wollen wir weiter in die Prärie.
Immer noch 5°C und so beschließen wir, für drei Nächte in Cheyenne zu bleiben. Hübsche kleine Stadt mit 60.000 Einwohnern, sehr gepflegte Häuser, viele Parks und Seen.
Dieter hätte gern ein Bier zum Abendbrot, doch: es gibt zwar Bier auf Hawai'i, aber nicht im Walmart.
Das Wetter spielt verrückt, in den Great Plains gibt es statt Spätsommer nun Winter. Hier ist alles weiß, die Autos sind mit ca. 2 cm Schnee bedeckt.
Somit ist nun auch genügend Zeit, den Reisebass auszupacken.
Mittags scheint die Sonne und wir unternehmen einen kurzen Stadtbummel, einfach zu kalt für länger.
Die Stadt ist reich mit Skulpturen ausgestattet.
Wir würden Cheyenne den Beinamen 'Sculpture city' geben.
Es sind immer noch nur 5°C am Morgen, aber strahlend blauer Himmel. Wir fahren zum Soapstone Prairie Natural Aria, ein Naturpark in der Prärie. Eine Wohltat nach den vielen Stadteindrücken.
Allerdings machen sich bei uns die Höhe, die trockene Luft und die Temperaturschwankungen (es sind mittlerweile 25°C) mit leichten Kopfschmerzen bemerkbar.
Es ist wunderschön, wir sind fast allein, das Wetter perfekt und die Landschaft überwältigend. Absolute Ruhe. Bis auf die Zikaden, aber die gehören ja dazu.
Mule Deer, Pronghorns und Falken können wir auch noch beobachten.
Der Wetterbericht sagt Nachttemparaturen über Null und Tagestemparaturen sogar über 20°C voraus. Wir brausen nach North Platte, und haben Central Time, also eine Stunde weniger.
Endlich ein Dairy Queen, es gibt mein Lieblingseis: Cone, topped mit tiefschwarzer Schokolade. Schmeckt so wie ganz früher das kleine runde Eis am Stiel mit schwarzer Schokolade (wer das noch kennt, ist schon ganz schön alt).
Weiter geht es Richtung Wounded Knee. Die kurzen Gräser (Short Grass Prairie) werden langsam mit längeren durchsetzt (deshalb Mixed Prairie), die Landschaft ist abwechslungsreich, nie langweilig.
Im Samuel R. McKelvie National Forest testen wir, nun wieder mit Mountain Time, unseren ersten und sehr spartanischen Campingplatz mit den üblichen Trockenklos.
Auf Sommer eingestellt haben wir dünne Schlafsäcke und sind für nächtliche Temperaturen von 4°C nicht eingestellt. Es ist schön aber verdammt kalt.
Nachts werden wir mehrfach geweckt durch Geräusche die den Anschein erwecken als ob Iltis, Waschbär oder Stachelschwein den Motorraum inspizieren, oder alle gemeinsam.
Der Ort des geschichtsträchtigen Wounded Knee Massacre ist nicht ganz einfach zu finden, da nicht ausgeschildert. Eine Gedenktafel, eine zerfetze Fahne und ein zugenagelter Rundbau sind Alles was wir finden. Den Gedenkstein auf dem nahegelegenen Friedhof beachten wir gar nicht mehr.
Merkwürdigerweise befindet sich das Zentrum zum Gedenken an das Massaker in Kyle und nicht in Wounded Knee.
Hier gibt es nicht einmal einen Hinweis darauf. Der Aussichtspunkt ist völlig verdreckt, zerborstene Gläser, volle und leere Plasteflaschen, Kippen, Essensreste - einfach eklig.
Also sind wir nach zwei Minuten wieder weg. Die Pine Ridge Reservation gehört zu den ärmsten Gebieten der USA. Das ist für uns jedoch kein Grund, die Häuser, bis auf wenige Ausnahmen, verkommen zu lassen, die Grundstücke zu vermüllen und im Hof zahlreiche Autowracks verrotten zu lassen. So nach dem Motto 'Die Natur wird es schon wieder richten'. Auch ein Eimer Farbe könnte zur Verbesserung des Aussehens der Häuser enorm viel beitragen.
Man kann sich gut vorstellen, dass Touristen davon abgeschreckt werden. Jedoch die Pferde auf den Weiden sehen ausnahmslos gut aus, als würden sie täglich gestriegelt.
Irgendwann tauchen dann die zerklüfteten Berge vom Badlands Nationalpark auf und somit unsere nächste Übernachtung auf dem Cedar Pass Camp Ground.