Harz

HSB heißt hier nicht Hardly Strictly Bluegrass, sondern Harzer Schmalspurbahnen. Ihre Strecken sind hauptsächlich dampfbetrieben und gelten als eine überregionale Touristenattraktion. 
1887 wurde die erste Schmalspurstrecke im Harz eröffnet, 1949 sämtliche Harzbahnen der Deutschen Reichsbahn unterstellt und 1954 größtenteils stillgelegt.
Die HSB wurde 1991 als nichtbundeseigenes Eisenbahnunternehmen gegründet und übernahm 1993 von der Deutschen Reichsbahn die Anlagen und Fahrzeuge sowie das Personal.

So fahren auch wir mit der Brockenbahn bis auf den Gipfel.

Bereits seit 1939 steht eine Wetterwarte auf dem Brocken, das Brockenhaus entstand 1983. Es diente als Abhöranlage des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR und wurde im Volksmund 'Stasi-Moschee' genannt. 1998 wurde mit dem Umbau begonnen, wobei das Gebäude einen gläsernen Anbau erhielt.

Es dient heute als Besucherzentrum des NP und Museum. Das Museum umfasst eine Ausstellung zur Geschichte und Natur des Berges, über seltene Pflanzen und Tiere sowie eine umfangreiche Sammlung seltener Fossilien.
Die gewaltigen Abhöranlagen der DDR-Zeit haben wir uns bereits 1990 in Hohen Luckow angeschaut. Und an den Mitmach-Stationen zum Thema Spionage und Überwachung haben wir kein Interesse, das Original hatten wir 40 Jahre lang.
Wir laufen den steilen, stein- und wurzelreichen Eckerlochstieg mit 500 zu überwindenden Höhenmetern.

Teilweise müssen wir über ganz schön große Granitbrocken klettern.

Es ist der steilste und unwegsamste der Wanderwege zum Brocken, obwohl 1997 durch die moorigen Bereiche Stege und über die größten Klippen Treppen angelegt wurden.
Plötzlich macht sich auch mein zertrümmertes Sprunggelenk bemerkbar. Da merke ich, dass es doch eine gute Idee war, auf das Skilaufen zu verzichten.
Peter Bialobrzeski lieferte auf dem Umweltfotofestival Horizonte 2023 einen sehr beeindruckenden Waldschadensbericht, mit besonderem Blick auf den Harz.

Und hier können wir nun die Umwandlung von einem Nutzwald zur natürlichen Waldwildnis erleben.
Der im Oktober 1990 eingerichtete NP Harz ist eines der beliebtesten Ausflugsziele Deutschlands, obwohl sämtliche Wälder des NP vom Menschen geprägt sind. 
Für den Bergbau und die Reparationshiebe der Nachkriegszeit wurden große Teile der ursprünglichen Waldflächen abgeholzt. Die Wiederaufforstung erfolgte mit schnell wachsenden Fichten, die originär nur oberhalb von 700 Höhenmetern wuchsen. Sie prägen noch heute weite Regionen des Harzgebirges. 
Saurer Regen, anhaltende Trockenheit und Borkenkäfer verursachten verheerende Schäden an den Wäldern der deutschen Mittelgebirge, wie auch im NP Harz.


Im NP ist eine wirtschaftliche Nutzung des Waldes verboten, hier darf sich die Natur in großen Teilen frei entfalten.
Zwar werden entlang öffentlicher Verkehrswege sowie der Schienen der Harzer Schmalspurbahnen tote oder absterbende Bäume konsequent gefällt, ihr Holz jedoch im Wald belassen.

Dieses sogenannte Totholz bildet die Grundlage für die neue Waldwildnis, denn Totholz ist eine wichtige Nahrungsquelle für Pilze, Insekten und Mikroorganismen. Je nach Holzart und Stand des Verfallsprozesses sind etwa 600 Großpilzarten und rund 1.350 Käferarten an der vollständigen Mineralisierung eines Stammes beteilig.
Es entstehen abwechslungsreiche, natürliche Wälder, die sogar seltenen Arten wertvollen Lebensraum bieten.
In den Hochlagen ist die Fichte von Natur aus heimisch, aber es wachsen in diesen Gebieten nun auch Laubbäume wie Eberesche, Bergahorn oder Weide. 


In tieferen Lagen würden von Natur aus vor allem Buchen wachsen, deren Rückkehr in den Nationalpark mit Pflanzungen unterstützt wird.
Die ersten Anzeichen der neuen Waldwildnis lassen sich bereits erkennen, man kann einem Urwald bei der Entstehung zusehen.

Nach der anstrengenden Wanderung sind wir hungrig und durstig. Aber in Schierke bekommen wir im Café am Kurpark nur einen kleinen Snack und ein Bier.
Schierke ist ein toter Ort. Jedoch scheint es hier einen großen Udo-Liebhaber zu geben.

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