Die 'Stella Australis' überquert den Beagle-Kanal und schon sind wir in Chile. Die Einreiseformalitäten erledigt die Besatzung während wir selig in unseren Kojen träumen.
Es ist ausschließlich chilenischen Schiffen gestattet, die chilenischen Gewässer des Beagle-Kanals zu befahren. Bei den Stänkereien, die Argentinien mit seinen Nachbarn vom Zaune bricht, wundert uns das nicht. Somit ist die 'Australis' die einzige Reederei, die durch die vielen Kanäle zum Kap Horn und den Beagle-Kanal bis zu seinem westlichen Ende fahren darf.
Bei Sonnenaufgang erreichen wir Kap Horn und gegen 7:00 Uhr beginnt das Ausbooten zur Insel Hornus.
Vier Zodiacs mit je 12 Passagieren an Bord pendeln hin und her. Aber die Besatzung ist ein eingespieltes Team und sämtliche Passagiere werden wohlbehalten an Land gebracht. Dort stehen zwei nette Herren bis zur Hüfte im Wasser und halten die in der Dünung auf und ab schaukelnden Boote fest. Da kann man wohl bei stärkerem Seegang nicht gefahrlos an Land gehen. Aber wir haben Glück, es ist Bombenwetter, zumindest für diese Region, bloß ein wenig Niesel und fast keine Dünung.
Der Inselkapitän empfängt uns und nimmt die Parade ab.
Der Kapitän ist jeweils für ein Jahr mit seiner Familie auf der Insel stationiert.
Der Boardwalk
zum Kap-Horn-Monument mit dem Bild des Albatrosses scheint neu angelegt zu sein.
Wir haben leider keinen der hier vorkommenden Schwarzbrauen-Albatrosse gesehen. Dafür die Braune Skua, eine Raubmöwenart, mit langen, schmalen, am Ende spitz zulaufenden Flügeln. Sie sind viel schneller und wendiger als Möwen, der elegante und wendige Flug erinnert schon sehr an Albatrosse. Wir schauen stundenlang zu, wie sie kurz über dem Wasser ohne einen einzigen Flügelschlag dahin gleiten.
Am Leuchtturm stempelt die Frau des Kapitäns die Ansichtskarten.
Mein Stempel geht natürlich wieder in das Plüschow-Buch.
Nachdem endlich alle Passagiere zurück an Bord sind, wagt unser Kapitän wegen des tollen Wetters noch eine halbe Stunde Fahrt Richtung Südwesten ins offene Meer, wo sich Pazifik und Atlantik treffen. Nun bekommen wir die light-Version des gefürchteten Kap-Horn-Wetters, das Schiff wird von ordentlichen Brechern gestreift, es schaukelt so schön.
In der Wulaia Bucht auf der Insel Navarino dürfen wir sogar die Schwimmwesten ablegen.
Und auch die dicken Jacken lassen wir liegen, denn die Sonne wärmt uns gut durch. Entspannt besuchen wir das Museum in der alten Funkstation und laufen durch den magellanischen Urwald.
Den Magellan Riesenschwarzspecht entdecken wir leider nicht, wir hören nur sein Krächzen.
Aber die Sicht auf unser Schiff ist fantastisch.
Früher lebten in dieser lebensfeindlichen Gegend die Yámana, die jedoch bereits Anfang des 20. Jahrhunderts fast vollständig ausgerottet wurden. Da es hier kaum eßbare Früchte oder Jagdwild gibt, ernährten sich diese Wassernomaden vorwiegend von Muscheln und Krebsen.
Heute haben Wildschweine und Biber diese menschenleere Insel erobert. Die Verwüstungen sind nicht zu übersehen.
Der Wanderpfad und das Museum werden von der Reederei 'Australis' für die 2-maligen wöchentlichen Besuche nur ihrer Passagiere gepflegt. So können wir den Nachbau einer der niedrigen, aus Baumästen gefertigten Hütten der Yámana bestaunen.