Die mittelalterlich geprägte Tallinner Altstadt mit den grandiosen Kirchen, Kaufmannshäusern, Scheunen und Speichern
wurde 1997 in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen. |
Strenge Richtlinien sowie ein außergewöhnlich hohes Maß an öffentlichkeitswirksamer Pflege von Gebäuden und Grünanlagen brachten Tallinn den Titel 'Sauberste Stadt' Europas ein.
Mittelpunkt der Altstadt ist der Rathausplatz
mit dem im 13.Jahrhundert errichteten gotischen Rathaus, dessen Turmspitze die Figur des Stadtknechts, das Wahrzeichen Tallinns, seit 1530 schmückt.
Auf den fünf Zwiebeltürmen der wuchtigen russisch-orthodoxe Aleksander-Nevskij-Kathedrale glänzen die vergoldeten Eisenkreuze.
Die vielen Kreuzfahrtschiffe
bringen viel zu viele Touristen in die enge Altstadt.
Überall stehen Busse, nur Geschubse und Gedrängle, Lärmbelästigung durch das Geplärre über Mikrofon in unterschiedlichsten Sprachen.
Wir flüchten und verschieben unseren Altstadtbesuch auf den späten Nachmittag.
Angeblich soll kein Gebäude höher als die schöne Olaikirche sein.
Die orthodoxe St. Nikolai-Kirche von 1820 mit der Kupferkuppel war das erste klassizistische Kirchengebäude Tallinns.
Im 16.Jahrhundert war die Stadtmauer 2,4 Kilometer lang, 14 bis 16 Meter hoch, bis zu drei Meter dick und hatte 46 Türme.
Heute sind von der mächtigen Befestigungsmauer noch knapp zwei Kilometer
und 20 Türme übrig. Damit ist sie die besterhaltene mittelalterliche Befestigungsanlage Europas.
Im alten Industriestadtteil Rotermann mit den ehemaligen Stärke-, Spirituosen-, Tisch-, Makkaroni- und Brotfabriken sowie Mehl- und Graupenmühlen werden etliche Industriegebäude wiederbelebt.
Es entstehen viele Geschäfte und Restaurants, alte und moderne Architektur direkt nebeneinander.
Und in dem alten Salzspeicher aus dem Jahre 1908 befindet sich heute das Estnische Architekturmuseum.
Beim Bummel durch die kleinen Gässchen der Altstadt entdecken wir 'Kuldse Notsu Korts',
die Kneipe des goldenen Schweinchens, mit leckeren traditionellen estnischen Speisen.
Zum Abschied rubbeln wir dem 'Glücksbringer' noch einmal über seine Nase.
Nun sind wir durch Polen und die ehemalige sowjetische Einflußzone bis zur russischen Grenze und weiter nach Tallin gefahren. Die autobahnartigen Hauptstraßen sind, häufig mit EU-Mitteln, gut ausgebaut. Aber die Nebenstraßen sind eng und oft nicht asphaltiert, für Wohnmobile nicht geeignet.
Dafür haben wir die lokalen Märkte mit den frischen Angeboten sowie die einheimischen Spezialitäten sehr genossen, besonders die starke Affinität zu dunklem Brot.
Uns kommen die Balten ein wenig so 'maulfaul' vor wie die Norddeutschen, wir fühlen uns fast wie zu Hause.
Und Russisch wird noch sehr häufig gesprochen, auch auf den mehrsprachigen Speisekarten fehlt das 'Menu' mit den kyrillischen Buchstaben nicht. Es gibt sogar Schulen, in denen der Unterricht ausschließlich auf Russisch gehalten wird. Natürlich treffen wir auch Leute, die es rundheraus ablehnen Russisch zu sprechen.
Und schon stehen wir an der Fähre nach Helsinki.