Wir können unseren Koffer wieder im Hotel in Port Vila lassen und machen uns auf den Weg nach Epi, einer 80 Kilometer von Efaté entfernten Insel.
Mit dem Kleinbus, dieser besonderen Art des Nahverkehrs, geht es zum Flughafen. Man steht am Straßenrand, winkt dem Busfahrer und für 150 VT pro Person bringt der Bus einen direkt bis zum gewünschten Ziel. Die Busse sind wie Taxis, nur eben 8-Sitzer und man ist nicht alleiniger Fahrgast.
Am Domestik Terminal des Flughafens herrscht Hochbetrieb und wir sind wieder die einzigen Weißen. Lebende Schweine sind nicht in der Maschine, nur ein Paar Hühner und jede Menge Kisten, Computer, Satellitenschüsseln, Lebensmittel. An Bord der winzigen Maschine findet der Horrorangriff auf meine Geruchsnerven statt.
In der Luft werden wir in dem 20-sitzigen Propellerflugzeug ordentlich durchgeschüttelt und auch die Landung auf der Wiese ist nicht gerade sanft. Das Gepäck wird ausgeladen und ans Heck der Maschine gestellt, jeder nimmt sich seines.
Es sollen zwar jede Menge Touristen ihre Ferien auf Epi verbringen, trotzdem werden wir wie Exoten bestaunt. Die Kinder winken uns zu und wollen uns unbedingt die Hand schütteln. Was sehr schwer fällt bei den klebrigen Fingern und der intensiven Geruchsnote. Ein Dorfbewohner filmt uns sogar heimlich, denkt er.
Wir werden von Jody, Tassos Tochter, abgeholt. Laut Ortsangabe im Internet sollen die Bungalows nördlich vom Flughafen stehen. Wir fahren zu unserer Verwunderung ca. 800 Meter südlich und sind da. Tasso begrüßt uns mit 'Refreshment', Papaya und Ananas. In den Paradise Sunset Bungalows könnten mehr als 20 Personen unterbracht werden, wir sind jedoch die Einzigen.
Das separate Waschhaus, welches nur aus Toilette und kalter Dusche besteht, wird von uns und weiteren 20 Dorfbewohnern genutzt. Die Dusche ist o.k., denn das Wasser ist mindestens 30°C warm und Strom ist rar. Von 18:30 Uhr bis 21:00 Uhr gibt es Strom vom Generator.
Auf Epi ist es noch wärmer als auf Efaté, 35°C und 85 % Luftfeuchtigkeit. Da bleibt nur lesend faulenzen im Schatten.
Epi ist überwiegend in den Küstenregionen bewohnt. Die Wege sind unbefestigt und bei Regen unpassierbar. Es gibt kaum Autos und somit auch keine Autovermietung, man muss sich die Zeit am Ort vertreiben.
Die Männer des Dorfes fischen gemeinsam vom Strand aus und fangen heringsgroße Fische, die zum Abendbrot gebraten werden.
Wir bekommen jeden Tag zum Diner Beef, Huhn oder Fisch mit Reis und frisch geerntetem Maniok in Kokosnuss Soße, frittierten Yams, Süßkartoffeln, Taro, einheimischem Kohl und Früchte aus Tassos Garten. Dieses 'local food' schmeckt uns hervorragend.
Wir kämpfen mit dem Moskitonetz, es ist zu klein für ein Doppelbett. Also hängen wir unser eigenes, vor allen Dingen engmaschigeres, auf. Passt perfekt. Man schläft doch gleich viel besser, wenn auch die kleinsten Mücken ausgesperrt bleiben. Nachts knabbert eine Ratte sich fast zu uns durch. Mit Lärm ließ sie sich nicht vertreiben, jedoch mit dem fiesen Strahl der Taschenlampe.
Zum Frühstück gibt es frisch gebackene berlinerartige Teigtaschen (manchmal mit Fisch oder Rogen gefüllt) oder Pancakes, Ananasmarmelade, Popos, Bananen, Pampelmuse, Tee, Kaffee und Milch, natürlich instant.
Wir bitten Tasso das Rattenloch zu verschließen. Weil es so heiß ist, vergisst er es natürlich. Abends erinnern wir an das Rattenloch, aber Tasso ist beim Meeting. Sein Sohn macht eine Notreparatur.
Am Strand beim Flughafen soll sich bei Flut ein Dugong aufhalten. Das Wasser ist zu trübe zum Schnorcheln. So sitzen wir im flachen Wasser an dem einsamen Strand und genießen die Abkühlung mit Blick auf Lamen Island.
Jimmy bringt uns zum kleinen Lamen Island. Er gibt fürchterlich an, dass er am Morgen den Dugong mit Popo und Fisch gefüttert habe. Nun jedoch jagd er das scheue Tier mit seinem Motorboot hin und her und ist erstaunt, dass wir keine Bilder schießen können. Irgendwie verstehen wir die Handlungsweise nicht so richtig, war da nicht etwas von füttern und streicheln statt jagen gesagt worden?
Vor Lamen Island schnorcheln wir am Riff. Das Wasser ist einigermaßen klar. Die meisten Korallen sind tot, aber so langsam scheinen sich neue Korallen anzusiedeln. Bei den kleinen Korallen gibt es natürlich auch keine großen Fische, selbst die Papageifische sind recht klein. Aber wir sehen eine beeindruckende 'Wiese' mit Unmengen von Seeanemonen.
Lamen Island mit seinen 500 Einwohnern ist autofrei, sehr sauber und hübsch mit einer Kirche aus Kalkstein.
Jimmys Frau hat uns einen kleinen Imbis bereitet: grünen Poposalat (geraspelte Popo mit Zitrone, schmeckt ein bisschen wie Möhrensalat), Tee aus Lemonleaf (äußerst wohlschmeckend), Kochbanane in Kohl, gekochter Taro, einheimische Nüsse und Grapefruit. Alles sehr lecker.
Zurück auf Epi strömen plötzlich von allen Seiten die Dorfbewohner zum Strand, es kommen die Big Sista (große Schwester) und die Epi Dream in die Bucht. Die Tenderboote fahren hin- und her, denn den Anlegesteg gibt es nicht mehr. Freunde werden begrüßt oder verabschiedet, Waren werden in Empfang genommen oder aufgegeben.
Die Epi Dream bleibt in der Bucht liegen und der Baggerfahrer übernachtet mit seiner Frau und den fünf Kindern bei Tasso. Nach getaner Arbeit wird der Bagger am nächsten Morgen wieder aufgeladen und die Epi Dream kann mit Fahrer und Familie weiter fahren.
Dann wieder Regen und sogar die Hühner flüchten vor den großen Tropfen. Die Big Sista kommt aus Santo zurück. Wieder beginnt das lebhafte Treiben am Strand. Und genau am 'Anleger' der Tenderboote ist heute Markt. Am meisten wird Kava verschifft, zwei ganze Tenderboote voller Kava verschwinden im Bauch der Big Sista.