Bereits als Armin in Turkmenistan und dann in Tadschikistan arbeitete, wollten wir mit ihm zusammen den usbekische Teil der 'Seidenstraße' besuchen. Es klappte nicht, und so versuchten wir es im April diesen Jahres erneut. Auch das ging schief -> kein Visum. Aber nun ist alles in trockenen Tüchern und das Abenteuer kann beginnen.
Die alte Seidenstraße ist ein Netz von Karawanenstraßen, die das Mittelmeer auf dem Landweg über Zentralasien mit Ostasien verband. Das Kernstück der Seidenstraße erstreckte sich von der Stadt Merw im Westen bis zur Wüste Gobi und der Stadt Dunhuang im Osten.
Die südliche Route der ehemaligen Seidenstraße wird heute auch als Heroin-Highway bezeichnet, denn sie dient dem Schmuggel von Drogen, hauptsächlich Opium und Heroin.
Im Flieger der Uzbekistan Airways werden wir reichlich verwöhnt und wundern uns nur über das heftige Klatschen bei der Landung in Taschkent.
Die Einreise erfolgt, im Gegensatz zu anderen Ländern, völlig problemlos. Aber man kann, trotz diverser Kontrollen, nicht einfach mit seinem Gepäck aus dem Flughafen gehen. Nein, es werden Gepäck und Gepäckschein kontrolliert. Erst wenn das übereinstimmt, darf man den Flughafen verlassen.
Da das Betreten des Flughafengeländes ohne aktuelles Flugticket nicht erlaubt ist, stauen sich die Abholer, so auch unser Fahrer, vor dem Zaun.
Diesmal haben wir eine fertige Reise gebucht. Sie wurde nach unseren Wünschen mit Auto, Fahrer und deutschsprachigem Führer zusammengestellt.
Wir sind gespannt auf das muslemische Usbekistan. Hier wird ein sehr moderater Islam gelebt und der Präsident führt das Land mit starker Hand, Parteien mit religiösem Hintergrund sind verboten, ebenfalls die Burka. So konnten sich hier auch nach dem Zerfall der Sowjetunion radikale Zellen nicht etablieren, außer im Ferghanatal.
Und für die nächsten Tage heißt es nun 'Salam alaikum' und wir stürzen uns in das Überangebot von Medresen, Moscheen, Minaretten, Majolikakacheln (aufwendig hergestelltes Fassadenelement aus gebranntem Ton, das Jahrhunderte überdauern kann ohne Glanz oder Farben zu verlieren) und Holzschnitzereien.
Verwirrend sind nur die vielen unterschiedlichen Schreibweisen. Hinzu kommt, dass heute in Usbekistan das lateinische Alphabet für die Landessprache gilt, nicht mehr das zu Sowjetzeiten aufgezwungene kyrillische.
Taschkent ist eine Industriestadt mit mehr als zwei Millionen Einwohnern und nur ein winziger Teil der Altstadt ist heute noch erhalten.
Wir besichtigen den neuen Khast Imam (Hazrati Imam) Komplex aus dem Jahre 2007. Im Osten steht die Barak Khan Medrese (Khazrati Moschee) aus dem 16. Jahrhundert.
Sie beherbergt heute Souvenirläden und Kunsthandwerker.
Im Süden bewundern wir die alte Freitagsmoschee Teleshayakh Moschee (Tillya Sheikh Moschee, Hazrati Imam Mausoleum). Sie wurde 1903 erbaut und beherbergt heute eine religiöse Bibliothek.
Die Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute Medrese Muyi Muborak (Muyi Muborak Moschee) wurde komplett entkernt und renoviert. Sie dient heute als Koran-Museum. Hier ist das Original des auf Hirschhaut geschriebenen Osman Koranes aus dem VII. Jahrhundert ausgestellt. Fotografieren leider verboten!
Die große Hasrati Imam Moschee am Ostrand des Komplexes mit Platz für 2.500 Gläubigen wurde erst 2007 erbaut.
Das gesamte Ensemble aus den Medresen Barak Khan und Muyi Muborak sowie der Moscheen Teleshayakh mutet uns jedoch sehr steril an, absolut keine Atmosphäre.
Wir besichtigen noch das Kaffal-Shashi-Mausoleum von 1542. Es wurde im 19. Jahrhundert umgebaut und seitdem konnten in dieser Chanaka Wanderer Obdach finden.
Wir laufen über den sehr sauberen und angenehmen Chorsu Basar, Obst, Gemüse, Käse, Gewürze - alles sieht absolut lecker aus.
Der Fleischbereich ist sogar gekühlt und keine einzige Fliege ist hier zu sehen. Wir probieren Feigen, getrocknete Früchte, Aprikosenkerne,
Käse und die leckeren Somsas (Teigtaschen).
In der Brotabteilung kann man beim Brot Backen zuschauen. Auch heute noch wird das Brot auf traditionelle Weise an den Innenwänden der großen Tonöfen (Tandyr) gebacken. Jeder Bäcker kennzeichnet sein Brot mit einem Stempel.
Dass das Wort Basar von 'Chaos' abstammt, kann man am besten auf den Parkplätzen vor dem Basar nachvollziehen.
Auf dem Rückweg werden unser Fahrer, unser Guide und auch wir von TV O`zbekiston interviewt.
Natürlich machen wir gleich Reklame für Karawan Travel. Die Sendung soll am Donnerstag ausgestrahlt werden.
Am Inlandterminal des Flughafens ist es menschenleer, ob überhaupt ein Flieger geht? Um das Flughafengelände zu betreten muss man Pass und gültiges Flugticket vorlegen. Das Gepäck wird bereits hier durchleuchtet. Die nächste Kontrolle erfolgt beim Betreten des Gebäudes. Nach dem Einchecken folgt dann die Kontrolle des Handgepäckes. Unsere kleine abgerundete Pflasterschere (hat weltweit mindestens 50 Flüge in der Kabine mitgemacht) führt zu großen Unruhen. Letztendlich muss Dieter seinen Rucksack der Stewardess zum Verstecken übergeben. In Urgentsch (Urganch) müssen wir auch nur kurz diskutieren, um den Rucksack wiederzubekommen.
Alle anderen Reisenden sind längst abgeholt, nur wir stehen noch am Flughafentor umzingelt von einer Horde von Taxifahrern, die auf uns einreden. Nach weiteren 15 Minuten ist Diyor mit dem Fahrer da. Sie kommen direkt aus Samarkand und haben 9 Stunden Fahrt hinter sich. Nach herzlicher Begrüßung fahren wir sofort weiter nach Chiva (Xiva, Chiwa, Khiva).
Am Straßenrand werden die unterschiedlichsten Melonen angeboten, wir kaufen gleich drei.